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Segelboot liegt vor spanischer Küste

Segelboot liegt vor spanischer Küste

Sonntag, 22. August 2010


Reisebericht Sommertörn 2011
Segelyacht: greyHound (Berckemeyer 48), Aluminium One-eff
Baujahr: 2008
Konstruktion: Martin Menzner, Berckemeyer Yacht Design, Stein
Rumpf: Yachtwerft Benjamins, Heiner Uffen, Emden
Ausbau: Siemer Jachtservice Hunte-Ems GmbH, Barßel-Reekenfeld
Rigg: Herot Mastbau, Katzenelnbogen
Tiefgang: 2,0 m Festkiel
Masthöhe: 22 mm

Am 1.7.2011 Abfahrt in Wedel bei Hamburg mit Ziel: Kanarische Inseln.

Wir kennen jetzt schon den meist leeren Liegeplatz neben der Tankstelle in Cuxhafen, hier will keiner festmachen, denn der Wind kommt als volle Breitseite und so schnell kann man gar nicht eine Leine auf den Ausleger bringen, als dass man nicht schon wieder abgetrieben ist. Ringe als Festmacher auf Stegen sind sowieso abzulehnen, bis man da eine Leine durchgefädelt hat, ist das Schiff auf der Drift. Aber besondere Umstände und ein besonderes Schiff erlauben besondere Maßnahmen beim Anlegen: zügig aber vorsichtig längsseits an den Steg fahren, einer springt mit der Leine in Schiffsmitte auf den Steg und der Rudergänge fährt auf Ansage vorsichtig mit dem Steven senkrecht auf die Holzkante am Ende zu. Wenn dort Kontakt, dann immer noch eingekuppelt, langsam voraus Fahrt machen und das Ruder nach steuerbord einschlagen: das bringt das Heck nach backbord und erleichtert das Festmachen ganz in Ruhe trotz ablandigem Wind. Noch besser geht das mit einem der neuen Bugfender als U-Profil.

Dieses Anlegemanöver sollten wir uns patentieren lassen, allerdings macht es sich mit einem Kunststoffsteven vielleicht nicht ganz so gut. Eine der inzwischen vielen Situationen, wo wir überglücklich und vor allem sehr entspannt darüber sind, dass wir einen unlackierten Rumpf mit einer dicken Scheuerleiste (sorry Herr Menzner!) haben und wir uns keine Sorgen machen müssen, ob wir mal irgendwo touchieren. War ja klar, dass uns gleich ein kräftiges Sturmtief einen Strich durch die (Reise-) Rechnung machen würde. Wir sitzen 2 Tage in Cuxhafen fest und vertreiben uns die Zeit mit Inspektion der Medikamentenboxen und der Notfall-Materialien. Der Skipper muss herhalten, als ich nach Anweisung durch unsere Chirurgin versuche eine Braunüle zu legen (venöser Zugang, autsch!). Also nett ist das nicht und auf einem schwankenden Schiff schon gar nicht und Dietmars Arm sah danach entsprechend mit blauen Flecken übersäht aus. Nach diesen Trockenübungen machen uns dann zu viert mit ordentlich Cinnarizin im Blut auf den Weg nach Helgoland. Die deutsche Hochseeinsel ist nun mal Pflichtprogramm, bevor man sich auf einen längeren Törn begibt. Zum Einstimmen auf richtige Wellen und natürlich zum Dieselbunkern. Sollte dabei ein kleines Rinderfilet abfallen oder noch die eine oder andere Flasche Captain Morgan, so findet sich dafür immer noch Platz in der Backskiste.

An der Ansteuerungstonne bemerkt der Eigner plötzlich erhebliche Mengen Wasser im Schiff - die auf Automatik geschaltete Bilgepumpe pumpt sprudelnd Salzwasser in den Kielsumpf. Das Prinzip der kommunizierenden Röhren hat uns einen ganzen Abend gekostet: jetzt wissen wir wie man den Tisch und alle darunter montierten Batterien ausbaut, um alle Kielsektionen leer zu pumpen und vor allem wie man das Puzzle wieder zusammensetzt. Ein mobile elektrische Pumpe ist bei der Aktion sehr hilfreich und Unmengen des wichtigsten Utensils an Bord: ZEWA Papierhandtücher! Jetzt können wir bestätigen, dass die Verkabelung extrem sauber und schön verlegt ist. Aber über einem leckeren Caipirinha in der „Bunten Kuh“ lässt sich auch solches Ungemach schnell vergessen. Zumindest kann man mit einem 15 m Schiff jetzt auch an Schwimmstegen im Hafen von Helgoland festmachen und muss nicht angesäuselt die Leiter herunter klettern.

Holland und Belgien haben wir ziemlich zügig abgefahren, leider war das Wetter nicht so üppig, so dass wir uns entschieden das Schelde Delta durch die Innenkanäle zu umfahren. Man kann dann bei Hellevoitssluiz gut im Stadthafen übernachten und kommt nach einer Tagestour bei Breskens wieder auf die Nordsee zurück. Ach - so ein festes Dockhaus ist schon etwas Schönes. Wenn es „cats and dogs“ in der Schleuse regnet, so verholen wir kurz ins Cockpit und haben nichts auszustehen. In Tagestouren gelangen wir über Dünkirchen, Cherbourg und das Alderney Race nach St. Peter Port (Guernsey, englische Kanalinseln), wo erstmals wirklich die Sonne scheint und wir das Gefühl haben: „Hier ist also der Sommer!“ Etwas Adrenalin haltiger ist dann die Einfahrt nach L Abkürzung durch die Felseneinfahrt nehmen wollen, die aber lediglich nach optischer Peilung zu bewältigen ist. Dumm nur, dass die Sonne bereits untergegangen ist, also starren sich zwei Leute die Augen mit den Ferngläsern aus und der Rudergänger steuert lediglich nach Ansage. Geschafft - mit Aufgehen des Mondes haben wir sogar noch einen anderen Segler, der die reguläre Einfahrt genommen hat, abgehängt - das war extrem spannend und hat Spaß gemacht!

Brest ist dann der drop-off Point für unsere zwei Freundinnen, die sich mit einem Auto auf eigene Tour begeben. Wir präparieren das Schiff und uns für die Biscaya-Überquerung und müssen dennoch 4 Tage bei stürmischem Regenwetter ausharren, bis die Wind- und Wellen-Vorhersage eine Biscaya-Überquerung für uns sinnvoll machbar erscheinen lassen. Zu den vorbereitenden Maßnahmen gehören unter anderem: Wäsche waschen, Bilge reinigen und Vorräte aufstocken, Sachen stauen, dass sie uns bei Welle nicht um die Ohren fliegen, Seekoje einrichten, Tagestank füllen, Ballast-Tanks kontrollieren, Papierseekarten von Nordspanien und Portugal heraus suchen (just in case!), Gastlandsflaggen suchen, potentielle Häfen sondieren, etc. - und das alles bei strömendem Regen. Lediglich unsere Heizung und der elektische Luftenfeuchter verhindern, dass sich das Leben unter Deck wie in einer Tropfsteinhöhle anfühlt.

0 h 20 min haben wir für die Biscaya Überquerung (Benodet - Camariña) gebraucht, wobei uns den ersten Tag noch eine unglaubliche Welle durchgeschüttelt hat, danach wurde es besser. Kurz vor der spanischen Küste machen wir noch zwei Kreuzschläge und landen dann mit dem letzten Büchsenlicht an einem erstklassigen Längsseitssteg in Camariña in Spanien. Wie man sich dann über eine Süßwasserdusche für sich selbst und das salzverkrustete Schiff freuen kann.... Man hätte am Ende dieses Rias auch gut ankern können, aber da der Steg nun mal frei war - man will sich ja nicht schlagen lassen.

Bis Bayona ist es dann das erste Mal so richtiges Spaß-Segeln, am Kap Finisterre vorbei und dann mit Wind von schräg hinten surfen wir teilweise auf einer tollen Welle. Das „Hundi“ scheint in seinem Element und wir freuen uns über zweistellige Geschwindigkeiten. Wir haben den Windschutz geriggt (aus einer alten Genua eines vorherigen Schiffs selbst genäht!!) und die Sonne im Cockpit genossen. Kurz vor Bayona wurde es dann doch noch ein bisschen mehr Wind, so dass wir froh waren, als uns die netten Hafenmeister ganz nach vorn durch winkten - um den ersten Boxenplatz direkt vor dem Yachtclub zu belegen. Das ist ungefähr so wie die erste Reihe im Theater oder im Konzert: alle laufen daran vorbei, die Aussicht ist erstklassig und bis zur Terrasse des Yachtclubs sind es nur ein paar Schritte. Aber man muss dafür auch eine fast dreistellige Summe auf den Tisch des Hafenbüros legen. Autsch - das Essen abends mit Paella und Sangria war günstiger. Dazu muss man wissen, dass man vom Steg aus unproblematisch in den Yachtclub kommt - nicht so von der Straße aus .... Laufkundschaft gibt es hier eher nicht. Morgens haben wir dann noch Clubkammeraden mit ihrer Yacht Gunvør XL im Hafen von Bayona getroffen; auch sie auf dem Weg zu den Kanaren und in die Karibik, dann aber weiter um die Welt.

Von Bayona ging es dann mit außergewöhnlich starkem portugiesischem Norder in 4½ Tagen direkt nach Porto Santo, einer kleinen Madeira vorgelagerten Insel, wo man ankern und einklarieren kann. Die Hälfte der 660 sm Fahrt herrschte pottendicker Nebel und man konnte gleich unter Deck bleiben und dort Radar und AIS verfolgen, denn draußen hat man sowieso nichts gesehen.Für uns eine neue Kombination: Nebel und Starkwind - das gibt es in Norddeutschland nicht so häufig und auch in der Bretagne, Schottland und Skandinavien haben wir das so noch nicht erlebt.

Auf Porto Santo gibt es den einzigen hellen Sandstrand weit und breit und eine Fähre transportiert Badegäste von Funchal/ Madeira hier her. Es ist aber auch nett nach einem Strandspaziergang zur einzigen Ortschaft in einem tollen Restaurant direkt am Strand bei lokalem Bier und leckerem Futter zu verenden. Blöd nur, wenn man sich beim Übersteigen vom Dingi zurück an Bord so dumm anstellt, dass man fast mitsamt dem Computer im Rücksack ins Wasser fällt ... Trunkenheit im Dingi will geübt sein.

Von anderen Seglern und vom Hafenbüro bekommen wir die Auskunft, dass man z.Z. in Funchal nicht liegen kann, sondern alle nach Quinta de Lordes in die Marina gehen. Die Privatmarina liegt jedoch eine 20 Minuten dauernde Taxifahrt für ca. 50 Stadtzentrum entfernt und dort ist NICHTS los. So machen wir uns trotzdem nach Funchal auf den Weg und sind hellauf begeistert, als uns der dortige Hafenmeister gleich rechts an der Mole liegen lässt - klar ist es dort nicht so gemütlich wie an einem Steg und macht braucht sehr große dicke Fender und ggf. ein Fenderbrett, aber wir sind mal wieder gut untergekommen auch mit einem Schiff unserer Größe. Ich habe den Eindruck, dass die Leute unser Schiff interessant finden und wir deshalb auf dieser Tour so gute Liegeplätze bekommen haben. Vielleicht täuscht das auch oder ist Zufall - in jedem Fall ist es angenehm. Auf jeden Fall ist es sehr gut und hilfreich Fender und Festmacher an Bord zu haben, die viele Ostseesegler eher auf einem Schlepper vermuten würden...

Hier kommt uns erstmals das Sonnensegel für das Cockpit zugute, denn ohne Schatten ist es dort nicht auszuhalten. Die portugiesische Insel Madeira begeistert durch ihre üppige Vegetation, das Reid auf der Terrasse einnehmen, tropische Gärten und die phantastische Markthalle, die keine Wünsche offen lässt: frischer Thunfisch, schon filetierter Espada, Gemüse und Blumen ohne Ende. Wir schwelgen in frischen Zutaten und freuen uns auf das Kochen an Bord. Auf dieser Insel kann man hervorragend wandern und die seit Schottland an Bord befindlichen Wanderstiefel kommen erstmals zum Einsatz im Gebirge und auf eine langen Levada Wanderung. Levadas nennt man die entlang von Bewässerungsgräben angelegten schmalen Gratwege, die den Vorteil von wenig Steigung haben und durch die attraktivsten Täler und Gegenden verlaufen. Ein lokaler Wanderführer hilft bei der Auswahl und dem Schwierigkeitsgrad: unsere Tour verlangte absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Also nichts für den ersten Tag eines Madeira Aufenthaltes, wenn man noch Seebeine hat und an Land ins Schwanken kommt!

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